Cumedgi'a Sent
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Fotos cumedgia
3 avrigl 2005

Üsanzas / Bräuche

Chalandamarz

Cuvits

Schlitrada
Charrada

Cumedgia da Sent

Traversada

links

Manchmal ist in Sent sogar stehlen erlaubt! (Bericht eines Teilnehmers)

Es gibt bekanntlich Bräuche, welche immer wieder stattfinden, so z.B. Chalandamarz, Babania oder Cuvits Für andere hingegen muss die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, damit man sie feiern kann. Einer davon, der schönste Brauch, ist die „Cumedgia da Sent“! Es braucht allerdings ein wenig Glück, damit Gäste die Möglichkeit bekommen, diese Cumedgia mitzuerleben, denn sie findet einfach irgendwann im Verlaufe des Jahres statt, so im Schnitt ca. alle 6 Jahre. Während dieser Zeit ist in Sent vieles erlaubt, was sonst strafrechtlich verboten wäre. Oder zumindest vergessen wir während dieser Zeit die Gesetze!

Nun zur Sache, worum geht es bei dieser Cumedgia? Zweimal durfte ich sie an vorderster Front miterleben, das letzte Mal am 6. Januar 1998.

Es kam und kommt immer wieder vor, dass ein Landwirt eine Kuh für den Eigengebrauch metzget. Früher war dies vor allem im Herbst der Fall, als man die Reserven für im Winter einlagerte. Heute geschieht dies zeitlich eher unabhängiger. Erfährt die Senter Jugend von einer solchen Schlachtung, so kann sie die Kuh stehlen, ja so einfach klauen, wie es sonst ja eigentlich verboten wäre! Früher waren die Landwirte (so kann man es zumindest nachlesen) sehr vorsichtig vor einer solchen Schlachtung, denn es war eher eine Blamage, wenn man sich die Kuh stehlen liess. Da heute die Betriebe grösser geworden sind und meistens weg vom Wohnhaus liegen, ist eine Beaufsichtigung nicht mehr ohne weiteres möglich.

Befindet sich die Kuh einmal in den Händen der Jugend, so muss irgendwo eine Unterkunft gefunden werden. Dies ist gar nicht so einfach, denn während der nächsten paar Tage ist in diesem Stall, bzw. Haus, die Hölle los. Das Tier muss unter Kontrolle gehalten werden, bis am Tag der Schlachtung, oder heute bis am Tag des Umzugs – meistens an einem Samstag, wo alle Jugendlichen mitmachen können. Diese Kontrolle ist wichtig, denn verschiedene Gruppen von „Verheirateten“ versuchen, mit allen möglichen Mitteln, das Tier der Jugend zu entreissen, damit sie den Umzug feiern können. Es entsteht schier ein Bandenkrieg zwischen Jugend und Verheirateten. Würde den Verheirateten das Klauen gelingen, wäre dies eine Riesenblamage für die Dorfjugend. Aus diesem Grunde befindet sich während dieser Zeit fast die ganze Jungmannschaft im Stall bei der Kuh. Wahrlich etwas Einmaliges in der heutigen Zeit. Wo sonst sorgt sich die ganze Jungmannschaft um eine einzige Kuh?

Die zwei Fahnenträger mit der speziell für diesen Umzug geschaffenen Fahne.

Metzger und die gestohlene Kuh während des Umzugs 1998.

Ein Teil übernimmt die Kontrolle, ein paar andere bereiten den Umzug vor und die Restlichen, ja, diese geniessen einfach das Fest.

Es folgen ein paar Nächte mit sehr wenig Schlaf bis zum grossen Tag, dem Tag des Umzugs, einem Dorffest der ganz besonderen Art.

Die Person, die das Tier beim Klauen losgebunden und aus dem Stall geführt hat, ist als Metzger bekleidet und mit einem Schlachtbeil bewaffnet. Sie springt als erste aus dem Stall. Draussen warten haufenweise Zuschauerinnen und Zuschauer auf diesen Moment. Niemand will dieses Spektakel verpassen.

Hinter dem Metzger folgt die mit Krepppapierblumen geschmückte Kuh, geführt von den weiteren Personen, die beim „Diebstahl“ aktiv mitgeholfen haben, sowie Reitern, Musik und Fahnenträgern.

Die restlichen jungen Männersind als alte Wäscherinnen, „las lavunzas“, bekleidet und führen eine Pfanne, gefüllt mit einer Mischung aus Russ und Wasser, mit sich. Sie haben schwarze Flecken in den eigenen Gesichtern.

Ihre Aufgabe ist klar: Alle Teilnehmer und Zuschauer des Umzugs wird mit ein wenig Russ eingefärbt. Ohne Schwärze kommt an diesem Tag niemand in Sent davon.

Beendet wird der Umzug, nach mehreren Halts in den Restaurants, beim Landwirt, wo früher der als Metzger verkleidete „Dieb“ den Todesschlag verabreichen musste. Heute ist dies nicht mehr erlaubt. Beim Landwirt wird das Dorffest mit einem von ihm gespendeten „Zvieri“ abgeschlossen.

Zwei „Lavunzas“, Wäscherinen, bei ihrer Arbeit

Die Frauen singen zusammen mit der Musikgruppe das Umszugslied

Die Frauen der Jungemannschaft sind für den Gesang verantwortlich. Das Hauptlied des Fests geht zurück auf einen Umzug von früher, wo es mit dem Todesschlag eben nicht ganz geklappt hat.

So, dies war’s, eine trockene Beschreibung einer lebhaften Tradition. Wenn Sie mehr wissen wollen, dann müssen Sie die Tradition selber erleben. Und wenn Sie einmal etwas von einer Schlachtung hören, zögern Sie nicht lange und melden Sie diese einfach bei irgend jemandem aus der Jungmannschaft. Für den Rest sorgen wir dann schon.

Reto Rauch, Sent

Die Fotos stammen von der letzten Cumedgia vom 6. Januar 1998

Das zweisprachige Lied des Umzugs

Hoz füt cumedgi’a Sent
das war so herrlich.
Ün bouv d’eira püschlà
so schön, so zierlich.

Il bouv quel gnit coppà,
doch schlecht gelungen,
bod füss el dal plaschair
davongesprungen.

Manond intuorn cumün
mit Musikanten,
il bouv quel giaiv’il prüm,
die Narren rannten.

La cuolpa dal fallà
das war ein Mädchen
(oder Var.: das war Tinetchen)
chi staiva visavi
sein’m holden Schätzchen

Rivats aint a Curtin
bei einem Hause,
cul bouv gnit fat la fin
nach einer Pause.

Il mezcher füt plü brav,
mit einem Schlage
coppet el duos ogets
den Ochs das Glase.

Sco chi's po s'imaginar as basa il cuntgnü da quista chanzun sün ün'episoda capitada üna jada. Glieud plü veglia san da quintar: Il lader dal bouv, l'uschedit "mezier", d'eira Jon Pitschen dal Fuorn, il bap da magister Clot Pitschen, chi vaiva üna marusa "Tinetta". La fermativa aint a Curtin d'eira aint il piertan da la chasa da Jachen Mosca. Il dret bacher - chi'd es stat plü brav - d'eira Nutal Poo.

Ils vers da la chanzun ha fat il "Randulin" (affar a Firenza) Cla Stupan o Cla da Porta, ün barba da Johann Faller ed ami dal poet Chasper Po.